Menschen aus dem schicken Stadtteil Winterhude wollten keine schwulen oder lesbischen Geflüchteten akzeptieren. Die Stadt Hamburg erfüllte ihnen den Wunsch. Jetzt soll eine offenbar weniger verhasste Gruppe von Geflüchteten einziehen.

Die Hamburger Sozialbehörde hat gegenüber der “Hamburger Morgenpost” (Bezahlartikel) bestätigt, dass wegen Anwohnerprotesten die Errichtung einer Unterkunft für queere Geflüchtete gestoppt zu haben. Stattdessen würden an einem schon lange leer stehenden Altbau an der Sierichstraße nun geflüchtete Frauen und Kinder untergebracht werden.

Die Anwohner­innen seien laut dem Bericht Anwält­innen auf die Stadt zugegangen, um den Einzug der lesbischen, schwulen, trans- und inter­geschlechtlichen Geflüchteten zu verhindern. Sie hätten laut Behördensprecher Wolfgang Arnhold damit gedroht, ansonsten gegen die Einrichtung zu klagen. “Wir wollten uns nicht auf eine längere rechtliche Auseinandersetzung einlassen”, so Arnhold. Dies hätte sonst zu viel Unsicherheit geführt.

Statt der geplanten vorläufigen Unterbringung von 38 queeren Geflüchteten sollen nun Wohnungen für 20 alleinerziehende Frauen mit Kindern geschaffen werden. Obwohl dies eine gleich große Auslastung bedeutete, hätten sich die Anwohner*­innen mit dieser Gruppe zufrieden gegeben.

[…]

  • rbn@sopuli.xyz
    link
    fedilink
    arrow-up
    13
    ·
    1 day ago

    Weiß jemand Details, mit welcher Begründung die Anwohner da so sehr dagegen waren? Gerade Hamburg ist ja eine der linkesten Städte in Deutschland und wenn man Quellen wie Göthe-Institut oder Buzzfeed glauben darf, ist es auf Platz 3 der queerfreundlichsten Städte in Deutschland.

    Bei all der populistischen Panikmache über “Messermänner” und Co. kann man ja zumindest ein wenig verstehen, wieso so manche Menschen gewisse Ängste entwickeln. Aber von queeren Flüchtlingen habe ich bis dato medial fast gar nichts mitbekommen. Hat man da explizit Vorbehalte gegen queere Flüchtlinge oder queere Menschen im Allgemeinen?

      • barsoap@lemm.ee
        link
        fedilink
        arrow-up
        6
        ·
        edit-2
        10 hours ago

        Hamburg ist da speziell, da sind halt auch viele Linke Bonzen. Das hat historische Gründe, die Pfeffersäcke haben sich immer schon vom Adel abgegrenzt und jetzt halt von den Neureichen und deren Neoliberalismus. Statt Adel verpflichtet Eigentum verpflichtet, aber muss das den hier sein Altona ist doch nah genug.

        Hier mal die Europawahlergebnisse von Winterhude zur allgemeinen Belustigung. Wobei ja habt natürlich schon recht eigentlich sind die Grünen keine linke Partei, das ist in großen Teilen wirklich die “Fährt mit Anne-Marlena im Kindersitz im Cayenne zum Hofladen” Wählerschaft.

      • rbn@sopuli.xyz
        link
        fedilink
        arrow-up
        4
        arrow-down
        2
        ·
        14 hours ago

        Ich glaube, das kann man so pauschal nicht sagen.

        Die Linke wird tendenziell eher von Menschen mit geringem Einkommen gewählt, die FDP eher von solchen mit hohem. Da stimmt dein Argument also gewissermaßen.

        Gerade in den letzten Jahren konnten die rechten Parteien aber viele Anhänger bei Geringverdienern gewinnen, die sich abgehängt fühlen à la “die bösen Ausländer nehmen euch armen Deutschen den Wohlstand weg”.

        Die Grünen hingegen, die aus meiner Sicht die aktuell linkeste größere Partei darstellen, erfährt die stärkste Unterstützung von Menschen mit Abitur oder Hochschulabschluss und höheren Einkommen.

        Quelle zum Nachlesen (leider schon aus 2021): https://www.nzz.ch/international/wahlverhalten-deutschland-muslime-arbeiter-links-rechts-gruen-ld.1637800

        Und selbst unter den Superreichen gibt es solche, die sich lautstark für soziale Gerechtigkeit und höhere Steuern einsetzen.

        https://www.dw.com/de/davos-superreiche-wollen-mehr-steuern-zahlen/a-68021329

        • rumschlumpel@feddit.org
          link
          fedilink
          arrow-up
          2
          ·
          1 hour ago

          Die Grünen hingegen, die aus meiner Sicht die aktuell linkeste größere Partei darstellen, erfährt die stärkste Unterstützung von Menschen mit Abitur oder Hochschulabschluss und höheren Einkommen.

          Es gibt einen großen Unterschied zwischen Gutverdienern und Multimillionären (reiche Unternehmer, Manager von großen Konzernen usw.), die wirklich Reichen sind ja nicht so zahlreich. Ich bin leider nicht tief genug drin, um zu sagen, wie viele der Haushalte in diesem “Bonzenviertel” mehrere Millionen besitzen; die Wahlergebnisse die weiter oben verlinkt sind sprechen für mich eher dagegen, dass dort praktisch nur Multimillionäre wohnen.

          • rbn@sopuli.xyz
            link
            fedilink
            arrow-up
            1
            ·
            edit-2
            29 minutes ago

            Laut Wikipedia wohnen in Winterhude circa 60000 Menschen. Denke auch nicht, dass das alles Millionäre oder gar Multimillionäre sind. Auch in Anbetracht der Wahlergebnisse wundert mich immer noch sehr, was die Anwohner da dagegen gehabt haben sollen. Insbesondere, wenn dort Grüne + SPD locker die absolute Mehrheit hätten, kann ich mir kaum vorstellen, dass sich hier eine Mehrheit der Leute explizit gegen queere Flüchtlinge, nicht aber grundsätzlich gegen Flüchtlinge ausgesprochen haben soll.

            Am Ende gab es vielleicht nur einige wenige einflussreiche, die hier ihren Kopf durchgesetzt haben und die angeblichen Anwohnerbeschwerden wurden nur vorgeschoben.

    • CyberEgg@discuss.tchncs.de
      link
      fedilink
      arrow-up
      14
      ·
      24 hours ago

      Leider nein. Das ist auch keine Bürgeinitiative oder ähnliches. Die Nachbarschaft ist Villenviertel/Bonzengegend, die haben einfach ihre Anwälte losgeschickt. Das, was ich dazu gefunden habe, sagt nur, dass die Stadt wohl eingeknickt sei um überhaupt irgendwie Flüchtlinge unterbringen zu können und dass sich die Anwohner wohl nicht rechtzeitig genug informiert und dementsprechend überrumpelt gefühlt haben sollen. Aber warum spezifisch keine queeren Geflüchteten dort gewollt sind, konnte ich nicht finden.

      Allerdings wohnt laut moin.de der Chef der CDU-Bezirksfraktion gegenüber. Ich hab so meine Ideen.

      • barsoap@lemm.ee
        link
        fedilink
        arrow-up
        3
        ·
        10 hours ago

        Allerdings wohnt laut moin.de der Chef der CDU-Bezirksfraktion gegenüber. Ich hab so meine Ideen.

        Autsch. Ich bin mir ungefähr 90% sicher dass das 120% Absicht war.

  • SapphireSphinx@feddit.orgOP
    link
    fedilink
    arrow-up
    44
    ·
    edit-2
    1 day ago

    In Deutschland gibt es im Jahre 2025 überraschenderweise tatsächlich noch was schlimmeres als (nur) dunkle Haut zu haben. Man wird von diesem Land immer wieder negativ überrascht. Leider.

    • aaaaaaaaargh@feddit.org
      link
      fedilink
      arrow-up
      11
      arrow-down
      3
      ·
      1 day ago

      Das passiert halt, wenn man einfach “Entnazifizierung” draufstempelt und glaubt, es sei damit getan. Die Nazis waren nie weg und heute sind sie wieder präsent.

  • EddyBot@discuss.tchncs.de
    link
    fedilink
    arrow-up
    28
    ·
    edit-2
    1 day ago

    Bei uns (Bayern oof) gab es Protest von Wutbürgern denen aufgefallen ist das auch andere Menschen außer ukrainische Frauen und Kinder in der “neuen” Geflüchtenunterkunft (alter verranzter Supermarkt) untergebracht wurden
    (anscheinend wurde das so kommuniziert, hab ich nicht mitbekommen)

    Nach ein paar Gegen-Demonstrationen verlief das Problem wohl im Sande

    Das Menschenrechte für ALLE gelten muss man leider immer noch hart erkämpfen

    • superkret@feddit.org
      link
      fedilink
      arrow-up
      12
      ·
      1 day ago

      Ja, dass auch dunklerhäutige alleinstehende Männer Menschen sind, ist immer noch nicht bei Allen angekommen.

  • Obelix@feddit.org
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    26
    ·
    1 day ago

    Wie schön, dass das Viertel sich freiwillig als Standort für unser Atommüllendlager gemeldet hat!

  • superkret@feddit.org
    link
    fedilink
    arrow-up
    13
    ·
    1 day ago

    Da hatten die konservativen Hamburger Männer wohl Angst, dass die lesbischen Geflohenen ihnen die Frauen wegnehmen.