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    MILITÄRTECHNIK

    Polnisches Unternehmen stellt die autonome Anti-Drohnen-Drohne vor

    Ganze Schwärme billiger Drohnen sollen russische Angriffe aus der Luft abwehren. Das System soll aber auch im zivilen Bereich zum Einsatz kommen

    24. September 2024, 12:17

    Die neue Drohne verfügt über keinen Sprengkopf und verlässt sich rein auf die kinetische Energie des Einschlags.

    APS

    Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis es so weit kommt: Das polnische Sicherheitsunternehmen Advanced Protection Systems (APS) hat eine eigene Drohne zur Drohnenabwehr entwickelt. Sie soll die oft improvisierten Methoden ablösen, die im Ukrainekrieg zur Abwehr russischer Drohnen verwendet werden.

    Das Unternehmen hat auf einer Waffenmesse im polnischen Kielce die neueste Entwicklung im Bereich der Drohnenabwehr vorgestellt: Ein tropfenförmiges Minifluggerät mit vier Rotoren soll gegnerische Drohnen automatisch erfassen und vom Himmel holen.

    Autonom und unbewaffnet

    Über einen Sprengkopf verfügt die neue Drohne nicht, sie lenkt sich selbst direkt ins Ziel. Die Energie des Aufpralls soll ausreichen, die feindlichen Fluggeräte vom Himmel zu holen. Das wiederum soll laut den Angaben von APS die Kosten drücken und die Abfangdrohne deutlich billiger machen als bisherige Systeme.

    Da die Drohne quasi unbewaffnet ist, soll sie auch im zivilen Bereich eingesetzt werden und könnte etwa den Luftraum kritischer Infrastruktur wie um Kraftwerke oder Flughäfen sichern, wie Defence Blog berichtet.

    Laut Maciej Klemm, Mitgründer und CEO von APS, nutzen die neuen Abfangdrohnen maschinelles Lernen. Ein hohes Maß an Autonomie soll die menschlichen Bedienmannschaften entlasten. Wie genau die Abfangdrohnen ihr Ziel finden, ist nicht bekannt. Laut Angaben des Unternehmens kommen Radarsysteme und Videotracking zum Einsatz. Jedenfalls sollen die Abfangdrohnen in der Lage sein, feindliche Drohnen autonom anzugreifen und zu zerstören. Sie können auch in Gruppen operieren und miteinander kommunizieren und sich selbst Ziele zuweisen. Damit sollen ganze Drohnengruppen in der Lage sein, mehrere feindliche Luftfahrzeuge gleichzeitig zu neutralisieren.

    Ein Anti-Drohnen-Netzwerk

    Die Abfangdrohne ist Teil eines Drohnenabwehrsystems namens Skyctrl. Dieses setzt sich aus Bodenstationen wie modernen MIMO-Radargeräten, Kameras und WLAN-Sensoren zusammen. Dazu kommen die “Neutralisierungswerkzeuge” wie eben die Abfangdrohne und eine Befehls- und Kontrollsoftware. Optional sind auch Bodenstationen integrierbar, die ihrerseits feindliche Drohnen stören sollen. Das System soll selbstständig unterscheiden können, ob es sich um einen harmlosen Vogel oder um eine feindliche Drohne handelt.

    Skyctrl ist aktuell bereits in der Ukraine im Einsatz. Laut eigenen Angaben hat sich das System dort bewährt. In den Golfstaaten wird das System zum Schutz von Kraftwerken, Raffinerien und Telekommunikationsnetzen eingesetzt. Darüber hinaus sollen mehrere Nato-Staaten am neuen Drohnenabwehrsystem interessiert sein. Das polnische Militär gehört zu den ersten Nutzern der Technologie.

    Neben der Abfangdrohne verfügt das Skyctrl-System aber auch über Neutralisierungswerkzeuge, die man eher nicht in zivilen Händen finden wird. So kann das System auch kleinkalibrige Waffen steuern. Die flexible Architektur des Systems soll auch Maschinengewehre und Laserwaffen in Skyctrl integrieren können.

    Improvisierte Abwehr

    Ob und wie sich Systeme wie Skyctrl bewährt haben, ist natürlich nicht unabhängig überprüfbar. Jedoch ist schon seit einiger Zeit eine deutliche Professionalisierung des Drohnenkriegs in der Ukraine erkennbar und die bislang eher improvisiert wirkenden Abwehrmaßnahmen werden durch immer modernere Waffensysteme ersetzt.

    X Post

    Im Juli 2024 wurde ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie eine ukrainische Drohne, die lediglich mit einem Stock bewaffnet war, mehrere gezielte Angriffe auf eine russische Aufklärungsdrohne des Typs ZALA 421-16E ausführte. Durch diese “Stockhiebe” wurde das Triebwerk der russischen Drohne beschädigt, was letztlich zum Absturz des russischen Luftfahrzeugs führte. Auch die Drohnenabwehr selbst ist aktuell oft noch improvisiert. So sind die russischen Schildkrötenpanzer häufig neben ihrer Rolle als improvisierte Durchbruchspanzer und Mannschaftstransporter auch als mobile Störsender konzipiert – mit oft zweifelhaftem Erfolg.

    Die ukrainischen Bedienmannschaften von Drohnen sind häufig das Primärziel von russischer Artillerie oder anderen Drohnen. Jedenfalls steckt hinter vermeintlich simplen Aufklärungsflügen ein enormer Sicherheits- und Logistikaufwand. Jüngst gingen Videos um die Welt, die ukrainische Drohnen zeigen, wie sie Thermit über russischen Stellungen abwerfen und auf einem großen Gebiet unlöschbare Flammen verbreiten. (pez, 24.9.2024)