“Im weltweiten Wettbewerb ist nach Meinung Poszars entscheidend, wer Rohstoffe besitzt – die finanzielle Macht rückt in den Hintergrund.” - Und damit erledigt sich das ganze auch schon. Wer im 21ten Jahrhundert mit Konzepten aus dem 19ten ankommt, wird enttäuscht werden. Innovationen und hohe Produktivität sind das wahre Gold, aber das ist für die Leute rund um Trump zu kompliziert.
Wenn man den ganzen Absatz liest, dann kann ich deine Meinung nicht nachvollziehen.
Während der Pandemie und dem russischen Überfall der Ukraine begann Poszar, das Konzept eines Bretton Woods III zu entwickeln. (Bretton Woods II definiert Pozsar als die Phase zwischen dem ersten Abkommen 1944 und heute). Dabei spielen Rohstoffe und wer über sie verfügen kann die zentrale Rolle im Handels- und Finanzsystem – und nicht mehr Notenbanken. Der Grund: Knappe Ressourcen wie Lebensmittel oder Energie lassen sich nicht einfach durch die Herausgabe von billigem Geld vermehren. Im weltweiten Wettbewerb ist nach Meinung Poszars entscheidend, wer Rohstoffe besitzt – die finanzielle Macht rückt in den Hintergrund.
Was nützt dir die beste Fabrik und das tollste Labor, wenn beides wegen fehlenden Rohstoffe stillsteht? Das Rohstoffe wichtiger sind als irgendwelche Zahlen in irgendwelchen Büchern ist doch während Corona und der vollen Ukraineinvasion deutlich geworden. All die Asset-Freezes haben Russland nicht so hart getroffen, solange weiter russische Rohstoffe gekauft wurden.
Die Grundüberlegung der Strategie sind erstmal richtig. Der ganzen Finanzmarkt-, Digital- und Datenkapitalismus scheitert in dem Moment, wo es in die Realwirtschaft geht. Und das wir auf erhebliche Knappheit bei fossilen/mineralischen Rohstoffen und dank Klimawandel auch bei regenerativen Ressourcen (Nahrung, Trinkwasser, Holz, tierische Produkte) zusteuern, ist auch seit Jahrzehnten bekannt.
EDIT: Und auch geopolitisch erleben wir, dass das denken in “Konzepte aus dem 19.Jh. vs. Konzepte aus dem 21. Jh” an der Realität vorbeigelaufen ist. Die Konzepte des 19 Jh. sind meistens etablierte Wahrheiten seit Jahrtausenden menschlicher Zivilisation.
Was sollen denn deine “geopolitischen” “Wahrheiten” sein? Reden wir hier von Nationalchauvinismus, Kolonialismus und Imperialismus? Soll das wieder Leitlinie politischen Handelns sein, willst du darauf hinaus?
z.B. das man, wenn man regelmäßig Angriffskriege durchführt (USA, UK, andere Verbündete), dass einem dann niemand glaubt, man Truppen nur zur Verteidigung stationiert.
z.B. das einem niemand glaubt, man würde eine friedliche Außenpolitik verfolgen, während man Waffen für grausame Massaker liefert. Genauso glaubt einem auch niemand, man würde internationale Vereinbarungen respektieren, wenn man sich weigert auszusprechen, dass gesuchte Kriegsverbrecher im Inland ordentlich verhaftet und an das zuständige Gericht geliefert werden.
z.B. das Ländern in denen zehntausende fremde Truppen stationiert sind (100.000 US Soldaten in der EU, Französische Truppen in Westafrika, Britische Truppen in West Asien) keine vollständig souveränen Staaten sind, die mit dem Stationierer der Truppen auf Augenhöhe stehen. Genauso ist Kolonialismus nicht deswegen vorbei, weil irgendwann mal eine Unabhängigkeit erklärt wurde, während kein Staatsoberhaupt und kein größeres Unternehmen ohne die Billigung der “ehemaligen” Kolonialmacht bestehen kann.
z.B. das niemand sich von einer Invasionsarmee “befreit” fühlen wird, und das niemand and “Demokratie” glaubt, wenn dann demokratisch gewählte Regierungen kurzerhand wieder gestürzt werden.
Kurzum niemand außerhalb der USA und EU glaubt die Selbstbeweihräucherung und moralische Überhöhung, mit der schwerste Verstöße gegen internationales Recht und grundlegende Menschenrechte gerechtfertigt werden. Niemand glaubt, dass der westliche Imperialismus jemals aufgehört hat. Und niemand sieht, warum er sich den westlichen Imperialisten zuwenden sollte, wenn ihm andere Imperialisten einen besseren Deal anbieten.
Naja, wenn du technologisch fortschreitest entstehen oft auch alternative Optionen in Zeiten der Krise. Also zB gab es Kohleverflüssigung während des 2. WK oder momentan mit Natrium statt Lithium in Batterien und der ganzen Energiewende insgesamt statt Fossiler Infrastruktur. Auch die Extraktion von Ölsand und mittels Fracking entstand doch in einer technologisch fortgeschrittenen, aber Rohstoffknappheit-bestimmten Zeit.
Also alles umstoßen und hoffen, dass sich die ganze Welt danach so verhält wie man es sich vorher ausgemalt hat und sich niemand zur Wehr setzt? Weiß ja nicht…
Die Frage ist was passiert wenn die meisten Milliardäre da keinen Bock mehr drauf haben. Können sie Trump abhalten oder müssen sie ihn loswerden?
Die machen das gleich, was die Oligarchen in Russland mit Putin gemacht haben: Gar nichts. Die Milliardäre in den USA haben eine ziemliche Macht, aber wenn denen eine Bundesbehörde persönlich an den Kragen will, siehts düster aus.
Wie das im Detail aussehen könnte, hat etwa Scott Bessent bereits vor der Präsidentschaftswahl formuliert.
Es ist anderes rum. Die Milliardäre wussten Bescheid. Trump wurde gewählt, um genau die Veränderung durchzusetzen.
Die spannende Frage ist, warum die Zeit diese Informationen nicht schon vor der Wahl zusammengetragen hat.
Mein Eindruck ist dass viele Milliardäre Trump eher für niedrigere Steuern, Deregulierung und Einfluss unterstützt haben um Profite zu steigern. Die Entwicklungen in die Richtung werden ja auch sehr schnell vorangetrieben. Eine Weltwirtschaftskrise würde im Gegensatz zu diesen Interessen stehen und ein Risiko darstellen, dass sie einen Teil ihres Reichtums verlieren und andere Akteure als Gewinner hervorgehen.
Eine Diktatur nach Russlands Vorbild ist eigentlich auch nicht ideal für sie, weil sie sich dadurch Trump unterwerfen müssen, viel mehr seiner Willkür ausgesetzt sind und alles viel unberechenbarer wird. Die bisherige Situation, in der die politischen Parteien mehr oder weniger direkt dem Kapital dienen, scheint mir für die meisten Superreichen prinzipiell vorteilhafter zu sein als eine oligarchische Diktatur.
Jeder, der US-Staatsanleihen hält, die zwei, zehn oder 30 Jahre lang laufen, würde gezwungen, diese gegen neue einzutauschen.
Aber ob sich die großen Finanzhaie das bieten lassen?
Es könnte doch auch bewirken, dass die Dollar-Anleihen unbeliebt werden und abstürzen. Oder?
https://de.wikipedia.org/wiki/Kanonenbootpolitik
Auch der größte Finanzhai ist nur so stark, wie in verschiedenen Staaten erlauben stark zu sein, indem sie sein Eigentum und seine Geschäfte mit Waffengewalt durchsetzen.