Eigentlich waren soziale Netzwerke als Orte des Austausches gedacht. Doch diese Zeiten sind vorbei, sagt der Medienwissenschaftler Michael Seemann dem BR Zündfunk. Er warnt: Die wenigsten haben auf dem Schirm, wie schlimm es wirklich ist.
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Bei Twitter etwa habe sich keineswegs nur der Name geändert. Im Gegenteil: Die ganze Plattform funktioniere nach dem Einstieg von Multi-Milliardär Elon Musk jetzt völlig anders. Der Algorithmus sei verändert, die Belegschaft ausgetauscht und außerdem reihenweise von Twitter verbannte Rechtsextreme zurück auf die Plattform geholt worden.
“Musk hat sehr viele Hebel in Bewegung gesetzt, um über X seiner Meinung und Weltsicht Ausdruck zu verleihen”, sagt Seemann. Der Netz-Experte nennt das einen “Krieg gegen die kritische Öffentlichkeit”. Und den führe Musk auch noch “unter dem Banner der Meinungsfreiheit, womit er nur die Meinung von Rechtsradikalen meint, die er zurückgeholt hat auf die Plattform. Twitter oder jetzt X ist – man kann es nicht anders sagen – zu einer Nazi-Propaganda-Waffe geworden.” Dass Musk nun explizit pornografische Inhalte pusht, sei ein weiterer Schritt, der die Plattform wegbewegt von Information und Austausch.
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Äußerst kritisch sieht Seeman auch den bei X und Meta implementierten “For You”-Feed, bei dem die Inhalte nicht mehr aufgrund bewusster Entscheidungen der User ausgespielt werden – sondern die Konzerne bestimmen, was sie für passend halten.
Die Folgen davon hätten bislang die Wenigsten auf dem Schirm: “Ich habe das Gefühl, dass insgesamt in der Öffentlichkeit noch nicht wirklich ein Bewusstsein dafür existiert, wie krass der Eingriff in die digitale Öffentlichkeit ist. Das ist eine Machtkonzentration, wie wir sie noch nicht gesehen haben.”
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Ich habe noch nie wirklich verstanden warum z.B. der Einsatz dieser Algorithmen bei den Sozialen Netzwerken eigentlich nicht strafbar ist. Die gehören IMHO in dieser Form verboten. In meinen Augen läuft das auf eine Art Volksverhetzung hinaus bei der die die Spitze der Verantwortungskette die Hände ganz offiziell in Unschuld waschen darf. Opfer sind unsere Demokratien.
Das Internet ist für die Gesetzesmacher noch Neuland. Viele können da gar nicht erfassen was eigentlich verborgen vor der großen Öffentlichkeit gärt. Das ist die eigentliche Gefahr. Aber Hauptsache man führt eine Chat-Kontrolle ein.
Keine Chance, dass das fehlzündet, wenn die Faschos an der Macht sind🥲
Weil eine lange Zeit unsere liebe CDU (in Form von Springer et al) den Hauptnutzen aus der Abwärtsspirale aus Aufregung und Empörung gezogen hat. Da war das ganz willkommen.
Es müsste noch nicht einmal unbedingt strafbar sein, solange eine zivil- und strafrechtliche Haftung für geboostete Inhalte bestünde. Ich finde es ja prinzipiell okay wenn erstmal ein Providerprivileg besteht das bezüglich der gehosteten Inhalte bis zur Meldung einer strafrechtlichen Relevanz nicht auf den Anbieter zurückfallen. Auch einfache (!) Algorithmen wie “spiel das nächste ungesehene Video des Uploaders als nächstes ab” sind in dem Zusammenhang okay.
Aber sobald ein Algorithmus nicht-offensichtliche Entscheidungen für Empfehlungen autonom trifft macht sich die Plattform diese Inhalte halt zu eigen und sollte dafür haften.
Ferner müsste Volksverhetzung als Straftatbestand erheblich ausgeweitet werden, so dass auch die Bewerbung großer Mengen niederschwelligen Materials als solche zählt, auch wenn jede einzelne Instanz für sich noch nicht relevant wäre.
Ich hab so einen geteilten Feed. Zum einen ist er mit politischen Themen gepflastert und auf der anderen Seite viele Streamer/Esports/Persönlichkeiten.
Ich hab fast immer nur still mitgelesen, aber die politischen Themen werden so verzerrt dargestellt, das ist echt unglaublich. Hab eine ganze Zeit lang darauf verzichtet, aber dann kriege ich aus der andern Bubble einfach nix mit. Ist echt frustrierend da.
Mit diskutieren bei brisanten Themen ist ja eh egal. Da kommen 5 Leute mit X Premium daher und werden vom Algorithmus nach oben gepusht.
Mache nur noch ab und zu Community Notes, aber das können die Rechten auch stark beeinflussen. Wenn da ein rechter Spinner etwas postet, kriegt man es selbst nicht weg, weil erst rechte Spinner auch zustimmen müssen, dass es eine Spinnerei ist. Man sieht das regelmäßig, da es in der internen Bewertung auch alternative Communitynotes zu einem Thema gibt. Da steht dann häufig was von eigener Meinung und es daher keine Communitynote geben darf.
Community Notes
War nie twitter Nutzer, also wusste ich garnicht, dass es so ein feature gibt. TIL
Ich habe aber eh nie verstanden, warum man Twitter jemals als eine Plattform für Informationsaustausch oder Diskurs zu nutzen. Das Format ist doch eigentlich nur für das veröffentlichen von kurzen Statements gemacht à la “Veranstaltung x muss heute leider abgesagt werden” oder “derzeit kursiert x information über mich, diese ist falsch”. Kein Wunder, dass der Populismus gewinnt, wenn man ein Format so falsch benutzt, das für wie für ihn geschaffen ist.
Ehrlich gesagt ist mMn nichtmal Lemmy/Reddit für tiefergehende Diskussionen geeignet, da Beiträge viel zu schnell aus dem Fokus verschwinden. Eher als News-Aggregator mit oberflächlicher Diskussion. Formate wo auch ältere Posts wieder angezeigt werden, falls es aktive Diskussionen gibt wären da etwas besser.